Der altpaläolithische Fundort Battenberg und andere altpaläolithische Fundorte

Artefaktbestimmung

Grundlage der Bestimmung waren meine eigenen Funde, ergänzt durch eine Sammlung von Wilfried Kehrer, Grünstadt, der sie mir kurz vor seinem Tode vermachte. Nach der Typologisierung und Beschreibung wurden 768 Artefakte untersucht, die 32 verschiedene Typen umfassen.

Typologische Gesamtübersicht der Battenberger Artefakte
Alle Artefakte, mit Ausnahmen der Abschläge ohne Bearbeitungsspuren, sind bearbeitet bzw. retuschiert oder zeigen Arbeitsspuren auch die Frostabsprünge, Plattenstücke, natürlichen Stücke Rohstücke, Schlagsteine, Sprengstücke und Teststücke. Bei einigen Artefakten sind Größe und Gewicht beeindruckend: z.B. bearbeiteter Abschlag 37 x 34 x 7 cm, Gewicht: 8,6 kg. Kernstein 23 x 20 x 15 cm, Gewicht 14,7 kg. Hohlschaber 17 x 18,5 x 6 cm, Gewicht: 1,525 kg.

Altersbestimmung
Bei der Herstellung der Artefakte wurden vorwiegend die Ambosstechnik (Clactontechnik), die Spalttechnik mit einem Schlagstein und vermutlich auch die Weichschlegeltechnik mit einem Schlagwerkzeug aus Knochen, Geweih oder Holz angewendet, wobei ein Steinamboss die Schlagunterlage bildete. Von den Kernsteinen erfolgten einfache, breite und meist kurze Abschläge mit dem Schlagstein, die bei weiterem Abbau zu einem kugeligen, diskoiden oder polyederförmigen Restkern als Ergebnis des Abschlagsverfahrens führte. Das Inventar mit seinen verschiedenen Artefakttypen hat einen eindeutig altpaläolithischen Charakter und lässt sich von Typologie und Materialbeschaffenheit mit den altpaläolithischen Fundplätzen Reutersruh und Münzenberg in Oberhessen vergleichen, die der Cromerzeit mit 800 000-600 000 Jahren zugeordnet werden. Durch die ausschließliche Verwendung von Quarzitsandstein in einem bestimmten Zeitraum erscheint das Battenberger Inventar sehr geschlossen, zumal keine Funde aus späteren Kulturen vorliegen und damit die Gefahr einer Vermischung mit anderen Formengruppen nicht besteht. Es ist daher durchaus vertretbar, wenn auch für die Battenberger Artefakte ein cromerzeitliches Alter angenommen wird.

Bedeutung der Funde
Der Fund des Unterkiefers in Mauer bezeugt die Anwesenheit des Homo heidelbergensis vor etwa 600000 Jahren in unserem Raum. Die dabei gefundenen Artefakte beschränken sich auf einige wenige Hornsteingeräte von wenigen Zentimeter Länge. Größere Werkzeuge aus dem dort ebenfalls vorkommenden Buntsandstein wurden bei den früheren Ausgrabungen nicht erkannt und gingen verloren. Die Battenberger Werkzeuge zeigen daher nicht nur die hohe Fähigkeit des Homo heidelbergensis in der Herstellung der verschiedenen Werkzeugtypen, sondern dass er sich schon länger im Gebiet des Neckar und Rheines aufgehalten hat. Wegen fehlender Aufenthaltsspuren muss Battenberg als Material und Werkplatz bezeichnet werden und stellt im süddeutschen Raum einen der bedeutendsten Plätze aus dieser Zeit dar. Anlässlich der 100-jährigen Wiederkehr des Fundes eines Unterkiefers des Homo heidelbergensis in Mauer, sind im dortigen Heimatmuseum Battenberger Werkzeuge ausgestellt.

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